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Interesse
Verhandlungshaus Mediation und Recht in Leipzig
Veröffentlicht von Hr. Cremer in Mediation vs Recht · 21 Mai 2018
In der Mediation führt der Lösungsweg unbedingt zu den Interessen der Beteiligten. Ohne Klärung der Interessen ist eine gute Lösung nur zufällig erreichbar.

Was ist nun ein Interesse? Es bedeutet »dazwischen sein«, »dabei sein«. Es ist die Aufmerksamkeit oder Anteilnahme einer Person an einer anderen Person oder Sache.  
Synonyme sind: Neigung, Zuneigung, Sympathie, Beachtung, Hang, Faible, Belange, Vorteil, Nutzen.

Interesse kommt nicht so schick daher wie Wahrheit oder Gerechtigkeit. Interesse klingt irgendwie profaner, schmutziger manchmal; der Egoismus hakt sich schnell mal unter.

Inter-esse hat zu tun mit Sein, also auch mit Nicht-Sein und mit Nicht-so-Sein. Und dann wird auch klar, warum manchmal so heftig gestritten wird: Sein oder Nichtsein, darum wird gestritten. Um die Existenz, sogar dann, wenn es nur darum geht, wer eine Parklücke bekommt oder ob der Zaun des Nachbarn sich ins eigene Grundstück neigt: existenziell, mitunter.

Manche sagen, es gehe ums Prinzip oder ums Recht. Aber sie meinen eigentlich: Ich will mich in der Welt zurechtfinden können. Ich will mich auf die Welt, so wie ich sie bisher kennengelernt habe, verlassen können. Ich will leben, mich entfalten. Ich will keinen Schaden erleiden.

Deswegen ist im Konflikt das Interesse viel wichtiger, bedeutsamer als Wahrheit im Allgemeinen oder Gerechtigkeit im Allgemeinen: Wahrheit, Recht, Gerechtigkeit vernebeln oft nur, worum es den Beteiligten geht. Sie lenken ab. Sie stiften Verwirrung. Sie verstärken Aggressionen.
Der Einzelne gebraucht die Begriffe wie Wahrheit, Recht und Gerechtigkeit fast ausnahmslos, als ob er Richter oder gar der liebe Gott wäre. Er schwingt sie wie eine Keule über dem Kopf seines Kontrahenten: »Das ist die Wahrheit, das musst du doch einsehen. Das ist das Recht, dem hast du dich zu beugen! ...Ich will mein Recht! ... Du lügst, betrügst, bist irre ...«
Allzu oft eskaliert ein Konflikt auf diese Weise, nur wegen der Rollenverwechslung. Regelmäßig gibt der Eine dem Anderen die Schuld für diese Eskalation. Damit wird es noch schwerer, den Konflikt ohne Schaden aufzulösen.

Das muss nicht sein. Es muss nicht sein, dass Sie nur aufgrund eines Kommunikationsfehlers einen Konfliktstrudel auslösen und bis an den Boden hinabgezogen werden. Mediatoren können Sie davor bewahren, indem sie darauf achten, dass Sie in Ihrer Rolle bleiben und sich um Ihre Interessen kümmern.


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Gunnar Cremer
Mediator & Rechtsanwalt
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